Yume Nikki - Wieder mal ein japanisches Doujin-Game, welches ins Englische übersetzt wurde. Diesmal trifft der Begriff Doujin aber wirklich zu, denn das Spiel wurde mit dem Game-Design-Tool "RPG Maker", welches keinerlei Programmierkenntnisse voraussetzt, gemacht.
Auf das Game bin ich durch den heiligsten Fleck im Internet gekommen: z0r.de! Ich bin die Nummern 1900-2100 aus Jucks und Tollerei durchgegangen und bin auf einen sehr
interessanten Loop gestoßen. Sofort habe ich die Herkunft im Index nachgeschlagen und recherchiert. Als ich erfahren habe, dass Yume Nikki - welches übersetzt soviel wie
Traumtagebuch bedeutet - ein kostenloses Doujin-Spiel ist, habe ich es mir sofort heruntergeladen und gespielt - es hat nicht lange gedauert, bis ich verstanden habe wieso das Spiel (für Doujin-Verhältnisse) so populär geworden ist und es so viel Fanartwork im Netz gibt.
Sehen wir uns das Spiel einmal näher an. Man spielt ein Mädchen, welches das Klarträumen trainiert hat und scheinbar gerne schläft. In ihrem Zimmer gibt es einen Schreibtisch, einen Fernseher und ein Bett. Letzteres ist das "Tor" in die sehr verstörende und teilweise ziemlich unheimliche Traumwelt, welche es zu erforschen gilt. Das Spiel kommt ohne jegliche Form von Dialogen oder Kämpfen aus und lebt vor allem von der Atmosphäre, die geschaffen wird.
Story und Ziel:
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Traumwelt-Halle |
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Story... Das Wort passt hier nicht. Es gibt nicht wirklich eine Story. Das Spiel beginnt einfach im Zimmer, Vorgeschichte wird keine erzählt, Einleitung gibt es keine. Am Schreibtisch kann man (nur im wachen Zustand) speichern, vor dem Fernseher kann man ein kleines Arcade-Game auf der Spielekonsole des Weibchens spielen und über das Bett kommt man in die creepy Traumwelt. Sobald man träumt findet man sich am Balkon wieder und hat lediglich die Möglichkeit wieder ins Zimmer zu gehen. Doch dort kann man nun eine Tür passieren, welche im Wachen Zustand verschlossen ist. Über diesen Weg gelangt man an einen Zentralen Ort der Traumwelt. Eine Art Halle? Was auch immer besagter Ort sein mag, er ist, bis auf ein paar Türen, welche den Spieler in verschiedene Abschnitte der Traumwelt - welche auch untereinander miteinander verknüpft sind - führen, komplett leer. Und Dunkel.
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Der Balkon - Der Anfang aller Yume |
Die einzelnen Welten, die sich hinter den Türen verbergen, beherbergen verschiedenste Charaktere - teils neutrale, teils bösartige. Und Schon wären wir beim Ziel des Spieles. Manche der neutralen Charaktere geben dem Spieler Gegenstände, die es zu sammeln gilt. Einige der 25 Gegenstände können auch herumliegen oder von sonstigen seltsamen Gestalten erlangt werden. Die bösen Viecherl erschweren dem Spieler das alles. Sobald ein bösartiger Charakter das Mädchen erwischt wird sie in einen abgeschlossenen Raum teleportiert und der Spieler ist somit gezwungen manuell aus dem Traum zu treten und nocheinmal einzuschlafen. Das ist besonders gemein, da man innerhalb der Traumwelt nicht speichern kann und man Wege weitere Male gehen muss. Vor allem bei Labyrinthen oder chaotischen Räumen ist das äußerst lästig.
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Sammle alle 25 Gegenstände um zu gewinnen |
Da das Ziel nirgendwo im Spiel steht, kann man nur raten was zu tun ist. Als ich Beispielsweise die Flöte gefunden habe, war ich lange Zeit damit beschäftigt herauszufinden wozu sie eigentlich gut ist. Vergebens. Denn sie ist zu nichts gut. Es handelt sich um eine gottverdammte Flöte, die genau nichts bringt.... vorerst.
Hat man alle 25 Items, so muss man alle diese in der Eingangshalle der Traumwelt ablegen und aufwachen. Kurz darauf folgt das kurze, plötzliche und schockierende WHAT-THE-FUCK-Ending.
Ohne Walkthrough hätte ich nie herausgefunden was zu tun ist... Und was nach dem Sammeln der Gegenstände ansteht.
3/5 Punkte - Eine sehr tolle Idee, jedoch hat mir am Anfang ein klar sichtbares Ziel gefehlt. Man beginnt und beendet das Spiel ohne jemals vom Spiel mitgeteilt zu bekommen
was man eigentlich zu tun hat und das nimmt vielen die Lust.
Atmosphäre:
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Scary Shit - mein Lieblingsraum |
Wie bereits erwähnt lebt das Spiel hauptsächlich von der Atmosphäre. Viele der Welten sind aber anders als ich erwartet habe. Statt dem düsteren, einsamen Setting, welches ich überall gesehen habe fand ich größtenteils bunte Leuchtviecher und habe das Gefühl bekommen auf einer MS-Paint-Rave Party zu sein. Das soll aber nicht heißen, dass die komplette Atmosphäre zum Vergessen ist. Ganz im Gegenteil, denn jene gottverlassenen Regionen, die einem Furcht oder zumindest Unwohlbefinden bereiten, sind umso besser gelungen. Schwarze Leere. Herrenlose Arme, Augen und Beine die aus dem Boden herausragen und eine Stimmung á la Pan's Labyrinth verbreiten. Düstere Orte an denen es nichts außer Straßenlaternen gibt, die eine unheimliche Aura schaffen. Trostlose Räume die nur von wenigen Kerzen erhellt werden. Und jeder gottverdammte Ort wird noch durch Musik untermal die durch Mark und Bein geht und das Setting komplett macht.
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Dancefloor? -.-' |
Was mich wirklich,
wirklich,
wirklich stört sind einige SFX aus dem Game. Manche Sound sind einfach zu unpassend und zerstören das gesamte Feeling. Die Schritte der Protagonistin klingen wie lieblos gemacht Piepser, manche bunte Was-auch-immer-dinger geben äußerst eigenartige, digitale Geräusche von sich und reißen das Fundament der mühevoll aufgebauten Atmosphäre in Stücke. Viele der Grafiken sind auch ziemlich crappy - wie zum Beispiel das
Höllen-Labyrinth. Ein Schandfleck in dem tollen Game.
Das Charakterdesign und die Rollen der NPCs machen das Makel wieder einigermaßen wett: Charaktere sind Stumm, sagen nichts. Bewegen sich ziellos und trostlos umher und lassen dadurch das Feeling punkten. Alles in allem erscheint das gesamte Spiel wie ein einziger Horrortrip - Spart euch die Drogen Kinder! Für ein psychedelischer Erlebnis reicht Yume Nikki voll und ganz aus!
3/5 Punkten verteile ich - Wieso? Die Sounds haben 1,5 Punkte gekostet und die restlichen 0,5 sind durch die bunten Settingkiller abhanden gekommen.
Spielmechanik:
Die Spielmechanik ist ziemlich simpel, was meiner Meinung nach ziemlich gut ist. Man kann genau das Menü öffnen, Gegenstände auswählen - was, bis auf das Fahrrad, komplett zwecklos ist - und den Charakter bewegen. Mit einer Taste kann man auch Gegenstände, Mödelstücke und kranke Psycho-Viecher aktivieren, um verschiedene Aktionen/Reaktionen auszulösen. Mit der Nummerntaste "7" kann man bewusst aus dem Traum aufwachen.
Und genau das stört mich. Der RPG Maker hat einen integrierten Joystick- und Gamepad-Support für alle Spiele. Ergo hat Yume Nikki auch einen solchen Support, doch leider beinhaltet dieser nicht die Zifferntaste sieben. Was bedeutet das? Man kann nicht mittels Gamepad aufwachen. Eine kleine Unachtsamkeit, welche mir jedoch sehr unangenehm aufgefallen ist. Normalerweise kann ich über soetwas hinweg sehen, jedoch nicht, wenn es sich um eine so wichtige Funktion handelt.
4/5 Punkten
Fazit:
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Gosh... Harmlos, aber verdammt creepy... |
Eine sehr gute Idee, die leider durch einige kleine Fehler in der Umsetzung viel verloren hat. Das Setting, von dem das Spiel lebt, wurde durch crappy Grafiken, sinnlos-bunter Umgebung und den verdammten Fußschrittsounds getötet. Alles wirkt kindlicher und weniger unheimlich. Nichts desto trotz ist es eines der besten What-the-Fuck-Games die ich je gespielt habe. Ich empfehle es jedem wärmstens weiter. Es schadet nicht das Spiel zu spielen, diese neue Spielerfahrung ist die Mühe und den kostenlosen Download (der Link ist ganz unten zu finden) wert.
Wenn man berücksichtigt, dass es sich hierbei um ein Doujin-Game handelt und es mehr independent ist, als jeder von uns jemals sein kann, dann könnte ich getrost 4 Punkte vergeben...
Da ich jedoch ein Arschloch bin fällt die Punkteverteilung folgendermaßen aus:
Gesamtwertung: 3/5 Sternen (eigentlich 3,3)
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